Sidinger Drees

Sidinger Drees

Gerolstein

Dies war bzw. ist der wohl berühmteste Drees – so nennt der Eifeler seine Mineralquellen - im Gerolsteiner Land, auch wenn hier heute kein Mineralwasser mehr sprudelt. Das Kylltal hat hier eine seiner engsten Stellen, die Kyll selbst ist nur wenige Meter breit. Da die devonischen Kalk- und Dolomitgesteine im Untergrund stark geklüftet und verkarstet sind, gab und gibt es genügend Transport- und Aufstiegswege für das Mineralwasser.

Die Quelle und ihre Geschichte
Nicht umsonst ist also der Sidinger Drees ein so spezieller Ort. Bei früheren Grabungen soll hier ein Steinbeil gefunden worden sein. Somit wäre der Sidinger Drees ein seit mindestens der Keltenzeit genutztes und verehrtes Quellgebiet, denn so wichtige Utensilien wie ein Steinbeil opferte man damals nur den mächtigen Quellengöttern. Über Jahrhunderte besiedelten dann die Römer und „romanisierte“ Kelten das Kylltal. Ein bedeutender Herrensitz war die auf der gegenüberliegenden Kyllseite gelegene Villa Sarabodis mit Badehaus und Warmwasserheizung. Mit Bedacht hatte der Römer bzw. romanisierte Kelte seine Villa dort angelegt. Lag sie doch genau gegenüber einer sprudelnden Heilquelle, dem Sidinger Drees. Die römischen Herrschaften nutzten den Drees als Heil-, Bade- und Trinkquelle. Sie bezeugten ihre Verehrung zu den Quellengöttern und –nymphen, indem sie Münzen in den Brunnen warfen, vielleicht aus Hoffnung auf oder zum Dank für die Heilung schwärender Wunden und drückender Gedärme. Bei Ausgrabungsarbeiten wurden Hunderte von römischen Münzen gefunden, meist aus der Zeit des Kaisers Maximinius (235 - 238 n. Chr.), ebenso Votiv guren und andere Kultgegenstände.

Im Jahre 1723 wurde das Wasser des Sidinger Drees‘ gelobt, da es „behebet die Verstopfung der Leber, der Galle und der Gedärme, und stärket den Magen und alle Eingeweide“. Prompt ließ Graf Franz Georg von Manderscheid-Blankenheim die Quelle neu fassen und das „höchst angerühmte“ Wasser in Krüge mit seinem Wappen füllen. Über seine Kölner Niederlassung vertrieb er das Wasser bis nach Holland. Zu Recht gilt daher der Sidinger Drees als die Urquelle der hiesigen Mineralwasserindustrie. Der Sidinger Drees fiel 1890 in den Besitz der Stadt Gerolstein, war aber nun schon endgültig versiegt. Mehrfach wurde später nochmals versucht, die Quelle zu finden und zu fassen, vergebens. Heute ziert ein nach römischem Vorbild nachempfundenes Pflaster mit Brunnen den ehemaligen Sidinger Drees. Beim Innehalten vor Ort sollte man sich durchaus bewusst sein, dass hier auf engstem Raum die wichtigsten geologischen und geographischen Einheiten des Gerolsteiner Landes erfasst sind: Dolomite und Kalke des Mitteldevons, jungquartäre Eifelbasalte, Gerolsteiner Mineralwasser und das junge Durchbruchtal der Kyll.

Die Quelle und ihr Untergrund
Das Mineralwasser des Sidinger Drees war ein Calcium-Magnesium-Hydrogenkarbonat-Säuerling. Calcium und Magnesium stammten aus den Karbonatgesteinen, und das im Wasser enthaltene Kohlendioxid – die Kohlensäure, wie der Volksmund sagt - war zum Teil vulkanischen Ursprungs. In alten Schriften wird berichtet, im Jahre 1874 sei es zu einem sehr starken Sprudeln der Quelle gekommen, und gleichzeitig soll es im nur knapp 1 km nordöstlich liegenden Krater der Papenkaule nach Schwefel gerochen haben. Schaut man nach Norden über die Kyll und die Bahnlinie hinweg, so blickt man auf die Stirn des Sarresdorfer Lavastromes, der zum Ende der letzten Eiszeit aus eben jenem Gebiet hervorbrach und ins Kylltal floss.

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