Rangertouren im Nationalpark Eifel
Entdecken Sie den Nationalpark Eifel an der Seite eines Rangers
Treffpunkt: Nationalpark-Tor Rurberg. Am großen hölzernen Rangerhut vor dem Info-Zentrum begrüßt Sascha Wilden seine Mit-Wanderer. Urlauber wollen heute mit dem 46-Jährigen auf Tour rund um die Eifeler Seenlandschaft gehen. Knapp zwölf Kilometer liegen vor ihnen, und der Ranger stellt gleich zu Beginn mal klar: „Das ist hier keine Sportveranstaltung. Es geht nicht darum, wer als erster ankommt.“ Vielmehr steht das Naturerleben im Vordergrund der Rangertouren, die Sascha Wilden und seine 13 Kollegen im Nationalpark mehrmals wöchentlich kostenlos anbieten. Insgesamt acht unterschiedliche Touren haben sie im Programm und gehen bei speziellen Themenführungen durch das Naturschutzgebiet, in dem die Natur seit 2004 völlig sich selbst überlassen wird, gern auf die Besonderheiten des einzigen Nationalparks in Nordrhein-Westfalen ein.
15.000 Fußballfelder würden in das gesamte Waldgebiet in der Eifel passen, erläutert der gelernte Forstwirt seinen Gästen, bevor es vom Ufer des Rursees in den Wald geht, und erinnert noch einmal kurz an die Regeln. Denn im „Urwald von morgen“, wie der Nationalpark Eifel gern genannt wird, greift der Mensch nicht ein. Weder der Forstarbeiter, noch der Wanderer. Sprich: nicht Rauchen, auf den Wegen bleiben, Hunde anleinen und Müll wieder mitnehmen. Wer sich nicht daran hält, bekommt es mit dem Ranger zu tun. Doch keine Angst, auch wenn Sascha Wilden in seiner Trekkingkluft und mit dem ledernen Rangerhut durchaus kernig aussieht. „Die einzige Waffe des Rangers ist das freundliche Wort.“
Die Streckenlängen und Schwierigkeitsgrade der angebotenen Rangertouren, die unter anderem in Gemünd, an der Abtei Mariawald und am barrierefreien Naturerkundungspfad Wilder Kermeter starten, sind unterschiedlich, aber in der Regel auch für weniger geübte Wanderer gut zu meistern. Für die Tour rund um den Rursee, übrigens Deutschlands zweitgrößter Stausee, aus dem der Großraum Aachen mit Wasser versorgt wird, plant Sascha Wilden zwischen vier und fünf Stunden ein. Im Sommer geht es etwas schneller, weil die Tour-Teilnehmer dann mit dem E-Boot zurück zum Nationalpark-Tor gebracht werden.
Wie lange die Wanderung am Ende tatsächlich dauert, hängt aber letztlich davon ab, wie wissbegierig die Gäste sind. Denn natürlich wissen die Ranger, die allesamt eine Zusatzausbildung zum Natur- und Landschaftspfleger haben, allerhand Interessantes über den Baumbestand und die Bodenbeschaffenheit sowie über die Tier- und Pflanzenwelt im Nationalpark Eifel zu berichten. Sie wissen zum Beispiel besser als jeder andere, warum die Rotbuche, ursprünglich mal der am häufigsten wachsende Baum in Mitteleuropa, irgendwann nahezu verschwunden ist und sich stattdessen die bis zu 100 Meter hochwachsende Douglasie in Deutschland breit gemacht hat. „Ein Amerikaner halt, stark und mächtig, das liegt denen anscheinend in den Genen“, scherzt Sascha Wilden und fordert seine Gäste auf, mal an den Zweigen zu riechen. Es duftet ein wenig wie Weihnachten.
Die Ranger beantworten aber natürlich auch jede Menge Fragen ihrer Mit-Wanderer. Am häufigsten geht es dann um die Tiere, die im Nationalpark wieder heimisch sind. Immerhin mehr als 2.000 gefährdete Tier- und Pflanzenarten haben hier wieder ihren natürlichen Lebensraum gefunden. Darunter Biber, Schwarzstörche und Wildkatzen. Zu sehen bekommt man diese zwar nicht immer. „Aber man muss einfach die Augen offenhalten und nach ihren Hinterlassenschaften Ausschau halten“, sagt Wilden. Ein großes Thema bei den Rangertouren durch die Eifel sind immer auch die Pflanzen. So etwa der Ginster, der die Hochflächen bei Vogelsang im Sommer in ein Meer aus gelben Blüten taucht. „Der Ginster braucht viel Licht“, erklärt der Experte, warum die Pflanze auf den offenen Freiflächen so gut gedeiht und weshalb sie nach dem Krieg, als die Urlauber des Ginsters wegen in die Eifel kamen, den Namen „Eifelgold“ bekam. Zum Job der Ranger gehört eben auch ein bisschen Heimatkunde.
Besonders häufig werden Wilden und seine Kollegen, die neben den Touren auch in den Werkstätten des Parks arbeiten und täglich Kontrollgänge durch das weitläufige Gebiet absolvieren, zudem nach den vielen Wildkräutern befragt, die im Nationalpark Eifel wachsen und was man mit ihnen machen kann. Und auch darauf haben sie selbstverständlich eine Antwort, wenngleich Sascha Wilden zugibt, „dass wir zwar nicht alles, aber von allem etwas wissen“. Denn die Ranger lernen jeden Tag dazu, so wie auch der Nationalpark Eifel ihnen jeden Tag ein neues Geheimnis preisgibt.