Dorfspaziergang Floisdorf
Mechernich
Schönstes Dorf Deutschlands. Mit diesem Titel durfte sich Floisdorf vor knapp fünfzig Jahren im Bundeswettbewerb schmücken. Nicht wenig Zeit ist seither vergangen, doch der Charme des Bördedorfs hält unverändert an. In die Vertiefung einer Bachmulde geschmiegt, prägen Häuser aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert das geschlossen anmutende Ortsbild. Den weithin sichtbaren Mittelpunkt der rund 320 Einwohner zählenden Gemeinde bildet die neuromanische Kirche St. Pankratius. Floisdorf, heute zu Mechernich gehörig, verzeichnete 893 die erste urkundliche Erwähnung. Die Herrschaftsverhältnisse wechselten in den folgenden Jahrhunderten häufig – von der Abtei Prüm über die Herzöge von Jülich zu den Franzosen und zurück zu den Preußen. Im 19. Jhd. geriet das kleinbäuerlich geprägte Leben im Dorf durch die Aufteilung der Allmende unter Druck und machte viele familiäre Nebenerwerbe notwendig. Auch die Integration von Flüchtlingen in der ersten Hälfte des 20. Jhd. sowie der Zuzug von Städtern bis in die Gegenwart veränderte noch einmal deutlich die soziale und wirtschaftliche Struktur: Floisdorf wandelte sich vom ursprünglichen Bauerndorf zum Wohnstandort. Verbunden sind alte und neue Floisdorfer in ihrer Liebe zur Erholungslandschaft direkt vor der Haustür. Blühende Obstgehölze, leuchtende Rapsfelder und ein weiter Horizont setzen bördetypische Akzente. Heimat gibt zudem ein Gemeinschaftsleben, das etliche Vereine ebenso modern wie traditionell gestalten.
Wo die fruchtbare Bördelandschaft auf die noch sanften Höhenzüge der Nordeifel trifft, entstand im 9. Jahrhundert Floisdorf, seinerzeit noch „Flavedesdorpht“ genannt. Dass es sich bis heute hier gut leben lässt, vermittelt der idyllische Dorfspaziergang. Als erstes passieren Sie ein Wegekreuz, von denen es im Dorf und an den Feldwegen rundherum nicht wenige gibt. Errichtet als Zeichen des Glaubens, der Dankbarkeit oder des Hoffens. Ein ungleich größeres Zeichen katholischen Glaubens setzt die benachbarte Pfarrkirche St. Pankratius. Die 1892 geweihte Kirche ist dem neuromanischen Baustil der Jahrhundertwende über alle Renovierungen hinweg treu geblieben. „Fromm“ bleibt es auch auf den nächsten Metern: Entlang eines weiteren steinernen Wegekreuzes und der blumengeschmückten Lourdes-Grottes führt der Weg zum Zehnthof. Die Giebelinschrift des wunderschön restaurierten Fachwerkhauses gibt als Baujahr 1743 preis. Etwas außerhalb des Dorfes wird es dann romantisch: Zwei zusammengewachsene Kastanien schützen ein 1698 privat gestiftetes Feldkreuz. Zu einer kleinen Auszeit lädt kurz darauf die Bank am Pankratius- Brunnen. Er versorgte bis 1962 Mensch und Tier mit quellfrischem Wasser. Die unterhaltsame Runde endet am Steinmetzhaus der Familie Drach und mit der Gewissheit, dass Floisdorf nach wie vor ein heißer Medaillenanwärter ist, wenn zukunftsfähige und liebenswerte Dörfer gesucht werden.