Dorfspaziergang Wollersheim
Nideggen
Gleich 2 Kirchtürme bestimmen die Silhouette Wollersheims. Ungewöhnlich für ein Dorf von nur rund 660 Einwohnern. Nicht die einzige Besonderheit des lieblichen Bördedorfes. Der Ort fasziniert Architekturkenner mit einer Vielzahl gut erhaltener Bauwerke aus über drei Jahrhunderten und überrascht mit der ältesten Familienbrauerei der Eifel. Dazu verzaubert Wollersheim mit erholsamer Ruhe. Ein Grund für viele Zweitwohnsitze. Seit dem Bau der Ortsumgehung ist Schlendern durch das über 800 Jahre alte Dorf ein doppeltes Vergnügen. Es waren wohl schon die Franken, die im 5./6. Jahrhundert die Lage nah des Vlattenerund Neffelbaches zu schätzen wussten. Gräberfelder am Ortsrand deuten darauf hin. Überliefert wird, dass der Heilige Willibrord sein Beichtkind Plektrudis, Ehegattin Pippins, bewegt haben soll, in Wollersheim eine Kirche zu bauen, heute eines der ältesten Sakralbauwerke der Region. Eindeutig belegt ist die Existenz „Wolresheims“ seit 1184 durch den zum Kölner Stift Maria im Kapitol gehörenden klösterlichen Fronhof, der „Stiftshof“ genannt wird. Einen, wenn auch kriegerischen Namen machte sich der Ort, als 496 in einer entscheidenden Schlacht, sich Chlodwigs Franken gegen Alemannen, mutmasslich auf der Wollersheimer Heide, durchsetzten. Später standen sich in diesem Bereich Truppen des französischen Königs Karl VI. und des Herzogs von Jülich gegenüber, was im Wollersheimer Friede 1388 ein glückliches Ende fand. Am Ende des 2. Weltkrieges fand hier ein Orts- und Häuserkampf statt, von welchem noch unter anderem Lauf- und Schützengräben am Ortsrand zeugen. Geschichte und Geschichten zum Entdecken auf einem gemütlichen Rundweg! Das Wollersheimer „Stufenländchen“ hat seinen besonderen Charme.
Unterhalb der rauen Eifelhöhen gelegen, aber noch nicht in die Tiefen der Zülpicher Börde übergehend, strahlt die Ortslage etwas malerisch Sanftes aus. In der rund 630 Einwohner zählenden Gemeinde lässt es sich gut leben, erst recht seit 2014 der genossenschaftliche Dorfladen eröffnet hat. Damit hat auch Ihr kleiner Rundgang den idealen Startpunkt und Sie sollten die Gelegenheit zur Einkehr auf jeden Fall nutzen. Was heute Treffpunkt der Ortsgemeinschaft ist, war in vergangener Zeit, der nur wenige Meter entfernt liegende Dorfbrunnen. Im 17. Jhd. gebaut, versorgte er Wollersheim lange Zeit mit wertvollem Trinkwasser. Zurück in der Zehnthofstraße ist ein stattlicher Hofkomplex nur schwer zu übersehen. 1747 nennt Hof Herhahn als Baujahr und begeistert Bauhistoriker mit einer innen wie außen weitgehend originalgetreuen Instandhaltung. In der Ortsmitte schlägt die Stunde der Geistlichkeit. Das Ensemble von Neuer Kirche, Stiftshof und Alter Kirche ist einen ausgiebigen Blick wert. Insbesondere die auf den ersten Blick eher unscheinbar wirkende Alte Kirche ist historisch bemerkenswert, zählt sie doch mit ihrem Turm aus dem 12. Jhd. zu den ältesten Sakralbauwerken der Region. Wurde der Mund beim Beten zu trocken, fanden die Wollersheimer vis à vis den kurzen Weg zum Bier. 1791 gründete Franciscus Cramer mit der Cramer Brauerei die älteste Familienbrauerei der Eifel. Die Steilvorlage dazu lieferten die Kalksteinböden, auf denen bis heute die geschätzte Eifler Braugerste angebaut wird. Freunde des traditionsreichen Getränks finden im Dorfladen zum Abschluss des gemütlichen Rundgangs sicherlich ein flüssiges Souvenir aus Wollersheim.